Dienstag, 14. Juni 2011

Einmaleins der Politik!

Heute: Trauerreden.

Bei meinen Abortstudien in diversen Zeitschriften, bin ich neulich auf eine alte Titanic-Ausgabe von anno 2010 gestoßen. Darin enthalten war eine do-it-yourself Trauerreden-Schablone, die ich euch auf keinen Fall vorenthalten möchte. Darum gibt's sie hier druckfertig, solltet ihr zufällig in eine verzwickte Lage kommen und sie brauchen!


Verehrte Trauergemeinde, liebe Angehörige, werte Zaungäste von der Presse,
wir stehen hier voller Trauer/ Wut/ Bier vor den Särgen der vier/ fünf/ _ gefallenen Soldaten, die am vergangenen Mittwoch/ ___tag einem heimtückischen Hinterhalt/ feigen Selbstmordattentat/ freundlichen Feuer zum Opfer fielen.

Gerade erst, vor __ Wochen/Tagen/Stunden, haben wir erschüttert Abschied genommen von __ treuen/tapferen/etwas zu langsamen Kameraden; nun müssen wir es schon wieder - so schrecklich/langweilig/lästig das für mich als privaten Menschen/ Minister auf dem falschen Posten/ Funktionsträger mit vollgestopftem Terminkalendar auch ist.

Und doch darf unser Gedenken niemals, auch beim __sten male nicht, zur lieblosen Routine/ porpagandistischen Pflichtübung/ makabren Betroffenheitsshow werden. Denn der Tod ist für jene, die er ereilt, stets eine furchtbare Angelegenheit/ einmalige Erfahrung/ langwierige Prozedur - und für die Hinterbliebenen eine dauerhafte Quelle tiefen Leids / seltsamer Erinnerungen / hartnäckiger Fragen.

So fragen Sie, liebe Angehörigen, sich vielleicht: Hatte das Sterben der _ jungen Männer, die fern von der Heimat ihre Heimat verteidigten/ Pflicht erfüllten/ Dienstzeit abrissen, irgendeinen höheren/ tieferen/ strategischen Sinn? Hätten wir die Kameraden gründlicher ausbilden/ besser ausrüsten/ lieber etwas Ordentliches lernen lassen sollen? Wir sollten uns die Antwort auf diese Fragen nicht zu leicht machen/ nicht zu schwer machen/ besser verkneifen.

Denn es ist Ihnen womöglich kein Trost, wenn ich sage: Ein Krieg/ bewaffneter internationaler Konflikt/ organisiertes Massaker, oder was Sie umgangssprachlich gerade dafür halten, ist kein Selbstzweck/ Job wie jeder andere/ Kindergeburtstag, sondern Prüfstein der Demokratie/ die Hölle als Jungbrunnen/ eine verteufelt gefährliche Sache. Trösten mag Sie hier und heute jedoch folgendes: Sie sind mit Ihrer Trauer nicht allein - wir alle sind bei Ihnen/ weitere werden folgen/ beim Feind ist das Geheule noch größer.


Das ganze geht noch ein bisschen weiter, aber das würde den Rahmen dieses Blogs sprengen. Wer die restlichen sieben Absätze lesen möchte muss sich dann schon das "Titanic"-Magazin vom Juni 2010 organisieren.

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